Komme ich heute nicht, komme ich Morgen - oder erst mal nach Kalifornien. Nachdem der Innovationsgigant schon vor einigen Jahren großmäulig seine Pläne bezüglich eines eigenen Vergleichsportals formuliert hatte, musste der Konzern seither immer wieder zurück rudern, Niederlagen eingestehen und Termine großzügig verschieben. Der einzige Ort der Welt, indem das Google Vergleichsportal bisher Erfolge vorweisen konnte, war der britische Markt.

Google Compare mit Kfz-Versicherung nach Großbritannien jetzt auch in Kalifornien

Mit dem Online-Versicherungsvergleich für Automobile können sich die Bewohner Kalifonies, die ihren Wagen in diesem Bundesstaat zugelassen haben, Zuhause am PC oder über ihr Smartphone nach Eingabe der erforderlichen Daten das passende Versicherungsangebot für ihr Auto einholen. Und sie können die Versicherung dann auch gleich online abschließen. Unterdessen plant Google in gewohnt imperialer Attitüde die Ausweitung des Kfz-Verischerungsvergleichs auf andere Staaten Amerikas. Bislang dürfte Google bereits in 26 US-Bundesstaaten Autoversicherungen anbieten und kooperiert dafür mit mehreren Versicherern, darunter Dairyland und MetLife. De Facto nutzt Google von den 26 Möglichkeiten bisher aber nur die eine in Kalifornien.

Neben allen Pleiten, Pech und Pannen, stellt das in GB gestartete Pilotprojekt "Google Compare Uk" aber einen überaus vorzeigbaren Erfolg dar, der sich wie folgt herleitet: Nutzer können dort mehr als 125 Autoversicherungen vergleichen, auch Reiseversicherungen, Kreditkarten und Hypothekenkredite sind im Angebot. Dabei war der Internetriese nicht nur auf eigenes Know How angewiesen: Google kaufte das Vergleichsportal beatthatquote.com auf, welches bereits erfolgreich auf dem Markt agierte.

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Google Compare UK kann sich sehen lassen - und macht den Markt nervös

Ein Markteintritt von Google ins Versicherungsgeschäft dürfte also trotz Startschwierigkeiten kaum aufzuhalten sein. Die enorme Marktmacht schürt damit aber auch Misstrauen. Denn laut dem Onlineportal Web-stats.info verfügt Google bei Suchmaschinen über einen Marktanteil von weit über 90 Prozent.

Ist zu befürchten, dass Google die eigenen Angebote bei der Online-Suche bevorzugt? Die Gefahr ist zumindest gegeben. Denn es ist kein Geheimnis, dass derart große Anbieter "nur ein wenig mehr Geld in die Hand nehmen müssen um einen zu vernichten, wenn sie das nur wollen", gab Ivana Höltring, Geschäftsführerin beim deutschen Marktführer für Kfz-Versicherungen NAFI, im Gespräch mit Versicherungsbote zu Protokoll. Gegenüber Mitkonkurrenten hat Google einen weiteren bekannten Vorteil: Der Konzern kann auf die enorm umfangreichen Datensätze zugreifen, die er durch die Auswertung jeder einzelnen Suchanfrage angehortet hat. Mit diesem Privileg läuft Google ohne Schwierigkeiten anderen Versicherungen und anderen Vergleichsportalen locker den Rang ab.

„Google, Amazon und Co. verfügen über starke digitale Marken und beherrschen das Sammeln sowie die systematische Auswertung großer Datenmengen zur gezielten Ansprache von Kunden“, sagt Ralf Drechsler, Leiter der Vertriebsentwicklung bei HDI Versicherungen. „Vor diesem Hintergrund verfügen die genannten Marktteilnehmer über einen wesentlichen Differenzierungsfaktor im Wettbewerb und können dabei als Mitkonkurrent, aber auch als Kooperationspartner auftreten.“

Dennoch haben auch kleinere Anbieter Vorteile, wie Höltring betont: Sie kennen den einheimischen Markt und seien sich nicht zu schade, Nischen zu füllen, die sich für die "Großen" kaum lohnen würden. Für die Versicherungen hat sich Google bereits gut laufende Kooperationsmodelle ausgedacht. Mit dem Projekt "Google Protect" beispielsweise werden Nutzern Policen vorgeschlagen, die zur Lebenssituation passen. Wer schon einmal bei Google ein Urlaubsziel recherchiert hat, wurde wahrscheinlich auch schon mit Einblendungen von Werbung für Reiserücktrittsversicherungen konfrontiert. Laut dem Handelsblatt kooperieren bereits mehrere Versicherer wie z.B. die Axa mit dem Konzern und platzieren entsprechende Annoncen.

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