Eine 76jährige Rentnerin hat durch einen Telefonbetrüger zehntausende Euro verloren, wie die Münchener Abendzeitung berichtet. Der freundliche Anrufer meldete sich erstmals im August 2014 bei der Geschädigten und gab an, er sei ein Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung. Dann erklärte er der verblüfften Frau, sie habe seit 2009 ihre monatlichen Beiträge nicht entrichtet, weshalb ein Pfändungsbeschluss für ihre Rente eingegangen sei. Auch habe sie gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen, weil sie in den Jahren 2007 bis 2009 telefonische Geschäfte mit einer nicht namentlich bekannten ausländischen Firma gemacht habe.

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Die Seniorin hegte zunächst Zweifel und erklärte, sie habe keinerlei Mahnungen von einer ausländischen Firma erhalten. Dies konterte der Betrüger mit dem Hinweis, aufgrund der Allgemeinen Geschäftsbedingungen habe das Unternehmen keine Mahnungen verschicken müssen, eine Kündigung sei nur über das Internet möglich. Es würden Aufzeichnungen von Telefongesprächen vorliegen, die ihre Datenschutzvergehen belegen und zudem bereits rechtlich geprüft seien. Dann unterbreitete er der Frau ein vergiftetes Angebot: Eine außergerichtliche Einigung sei möglich, wenn sie einen bestimmten Geldbetrag auf ein Thailändisches Konto überweise.

Frau überwies zehntausende Euro nach Thailand

Die gutgläubige Seniorin handelte, wie es ihr der Anrufer aufgetragen hatte. Sie hob ihr Geld von der Bank ab und überwies es mittels Western Union, einem US-amerikanischen Anbieter für weltweiten Zahlungstransfer, auf ein Konto nach Thailand. Der exotische Ort ließ die Münchenerin ebensowenig stutzig werden wie die Tatsache, dass der Anrufer sich in der Folgezeit immer wieder bei ihr meldete. Insgesamt 19mal verlangte der Betrüger, die Frau möge ihm hohe Summen überweisen – Was sie auch immer bereitwillig tat. In kurzer Zeit hatte sie zehntausende Euro verloren.

Als die Ersparnisse der Witwe erschöpft waren, forderte der Betrüger sogar, sie soll einen Bankkredit aufnehmen, um die Überweisungen weiter tätigen zu können. Die Frau aber weigerte sich zunächst. Da verbindet sie der Übeltäter mit einem angeblichen Juristen des Amtsgerichtes Hamburg, der ihr ins Gewissen redete, mit Erfolg. Die Frau tat schließlich, wie ihr geheißen: Sie nahm einen Bankkredit auf und verschuldete sich.

Telefonnummer der Rentenversicherung angezeigt

Erst spät kommt die Frau auf die Idee, bei der Rentenversicherung selbst nachzufragen, warum sie derart geschröpft werden soll. Und muss feststellen, dass sie betrogen worden ist. Besonders heimtückisch: Als Rufnummer wurde bei den Täteranrufen tatsächlich die korrekte Nummer der Deutschen Rentenversicherung angezeigt. Die Gauner konnten ein Computerprogramm einsetzen, das beim Gesprächspartner jede beliebige Anrufer-Nummer anzeigen lässt. „Call-ID-Spoofing“ nennen Experten diese Telefonabzocke.

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Die Ersparnisse der Rentnerin sind wohl verloren, weil die Trickbetrüger im Ausland sitzen und das Geld sofort abgehoben haben. Explizit betont die Deutsche Rentenversicherung auf ihrer Webseite: Niemand sollte aufgrund von Anrufen Geld ins Ausland überweisen. Bei derartigen Aufforderungen handelt es sich mit großer Gewissheit um Trickbetrug. Weder nimmt die Deutsche Rentenversicherung derartige Anrufe vor – noch parkt sie Sozialversicherungs-Beiträge auf einem Thailänder Konto.

Abendzeitung München

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