„Welche Relevanz hat die Nürnberger für die Makler?“, fragt Versicherungsmakler Sven Stopka. Damit formuliert der Vermittler aus dem westfälischen Ahaus vielleicht den Leitgedanken zur Kündigungsaktion der Nürnberger. Der fränkische Markführer mit dem Zeichen der alten Kaiserburg im Logo hat Ende vergangener Woche offenbar eine große Zahl von Kündigungen an die freien Vermittler verschickt. Zumindest meldeten dies am vergangenen Donnerstag und Freitag viele Makler in Online-Chats; fast minütlich hieß es sinngemäß: „Ich habe eben auch die Kündigung erhalten“.

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Nürnberger Versicherung zahlt 22 Promille weniger LV-Courtage

Im günstigeren Falle schickte die Nürnberger einen „Teilwiderruf“ der Vermittlungsvereinbarung und senkte die Vergütungen zum Teil drastisch. „Von 47 auf 35 bzw. 25 Promille in Leben“, berichtet ein Makler gegenüber dem Versicherungsboten (der Vertragsnachtrag liegt der Redaktion vor). Die 10 Punkte Differenz zwischen 25 und 35 Promille, die „zusätzliche Abschlussprovision“, soll nur noch fließen, wenn der Makler von Jahr zu Jahr sein Geschäft steigert.

Begründet wird der Provisionsdämpfer zu Lasten der Makler mit den Auflagen des LVRG. Und zwar falsch: „Reduzierung des Höchstzillmersatzes auf 25 Promille“ schreibt der Versicherer. Tatsächlich dürfen Lebensversicherer weiter höhere Provisionen zahlen, weil das LVRG lediglich den bilanziellen Ansatz auf 25 Promille deckelt. In Online-Netzwerken diskutierten die Vermittler. Aber Ärger oder gar Empörung über den Rauswurf aus der Nürnberger-Vermittlerfamilie hält sich in Grenzen.

Mit oder ohne Vereinbarung – kein Geschäft

Wesentlicher Kritikpunkt zu den Kündigungen ist der Einschreibebrief, der nach Aussagen vieler Makler ohne Vorwarnung bei ihnen einging. Andere Makler berichten vom Gegenteil; sie seien durchaus von den Maklerbetreuern der Nürnberger vorgewarnt worden. Die Aktion „wurde schon angekündigt. Entweder der Makler poolt sein Neugeschäft auf Großmakler um oder Rauswurf", beschreibt ein Makler gegenüber dem Versicherungsboten die Alternativen, die der Vermittler mit der Nürnberger hat.

Namentlich zitiert werden möchte der Makler nicht: um seinen Betreuer im Hause der Nürnberger zu schützen. Kaufmännisch erscheint das gesammelte Einreichen von Geschäft über einen Großmakler sinnvoll. Aber vielen Vermittlern, deren Meinungen der Versicherungsbote einholte, ist es scheinbar egal, ob sie mit oder ohne Courtagezusage kein Geschäft in Nürnberg einreichen. Das erinnert an die Eingangsfrage von Makler Stopka zur Relevanz der Franken.

Sparprogramm

Die Nürnberger beantwortet die Presseanfrage zu der Makler-Kündigungsaktion auf Befragen so: „Die Nürnberger ist Partner einer Vielzahl von Maklerbetrieben. Im Rahmen einer Betreuungs- und Qualitätsbewertung haben wir alle bestehenden Courtagebeziehungen analysiert. Mehrjährig nicht aktiven Partnern haben wir für Neugeschäft die Courtagezusage widerrufen“. Zahlen nennt das Unternehmen nicht.

Bei dem Versicherer läuft in diesen Monaten das Kostensenkungs-Programm „Vertrieb 2015“ mit dem Ziel, „eine Weiterentwicklung von Struktur und Abläufen, um die Position auf dem Markt zu erhalten und auszubauen“, schrieb im Dezember die „Nürnberger Zeitung“ (NBZ). Dabei werden wohl vor allem Arbeitsplätze abgebaut. Neben dem Hauptsitz Nürnberg sollen in der Fläche bis zu sieben Vertriebsdirektionen schließen. Von 63 Bezirksdirektionen sollen nur 34 überleben.

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Mitarbeiter, die freiwillig einen Aufhebungsvertrag unterschreiben, sollen eine „Turboprämie“ für den schnellen Abschied bekommen (NBZ) – die Makler nicht: Die müssen in ihre Verträge schauen, ob sie auch nach der Kündigung durch den Versicherer weiter Bestandsprovision bekommen.

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