Für mehr Transparenz sollte ab Anfang des Jahres die Angabe der Effektivkosten sorgen, die laut VVG-Informationspflichten-Verordnung nun verpflichtend ausgewiesen werden müssen. Diese Kennziffer zeigt an, um wie viel die Rendite eines Vertrages durch die Abschlusskosten insgesamt geschmälert wird.

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Lebensversicherung: Objektivität lässt sich durch die Effektivkostenquote nur bedingt sichern

Doch die vom Gesetzgeber zum Jahresbeginn angestrebte Preistransparenz bei Lebens- und Rentenversicherungen wird bislang nicht erreicht. Die Kostenabzüge bei privaten Rentenpolicen werden zwar ausgewiesen, doch die Rechenmethoden der Anbieter unterscheiden sich ganz erheblich, stellt das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) im Wirtschaftsmagazin Capital fest.

Für Kunden seien "Angebote mit der neuen Kostengröße nicht vergleichbar", urteilt M&M-Chef Joachim Geiberger. In die gleiche Kerbe schlägt Sascha Däsler, Experte für Versicherungsvertrieb bei der Unternehmensberatung PPI. „Die vom Gesetzgeber gewünschte Objektivität in der Beratung lässt sich durch die Effektivkostenquote tatsächlich nur bedingt absichern, da in der Tat nur kalkulierte und keine Realkosten berücksichtigt werden. Auch für den Verbraucher kann die Effektivkostenquote nur einer von vielen Bausteinen zur Beurteilung einer Lebensversicherung sein. Denn die günstigste Kostenquote führt nicht notwendigerweise zum optimalen Produkt.“, so Däsler.

Um die Effektivkosten der Gesellschaften vergleichbar zu machen, hat Morgen & Morgen einheitlich anhand eines klassischen Renten-Mustervertrages bei 31 Anbietern nachgerechnet. Häufig geht demnach ein Viertel der möglichen Rendite vor Kosten für die Gebühren drauf.

Effektivkosten sind in den Kundenunterlagen oft nur mit Mühe zu finden

Die Spanne im Markt ist jedoch groß: Während günstige Anbieter wie Cosmos oder Europa die Rendite mit ihren Gebühren nicht einmal um 0,4 Prozentpunkte schmälern, ziehen teure Gesellschaften wie HDI und Helvetia drei Mal so viel ab.

Hohe Abzüge fanden die Analysten insbesondere bei aktuellen Rentenversicherungen mit kurzer Laufzeit. Bei Verträgen über zwölf Jahre wird der Ertrag vor Kosten durch Gebühren teils sogar um die Hälfte gedrückt. Auch abseits der unterschiedlichen Kostenberechnung erleichtert die Branche, laut Capital, Kaufinteressenten nicht gerade die Orientierung. Oft seien die Effektivkosten in den bis zu 70-seitigen Kundenunterlagen nur mit Mühe zu finden.

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Dem pflichtet auch Däsler bei. So verleite die Renditereduktion aus marktpsychologischer Sicht zu Fehleinschätzungen, da die absolute Größe häufig gering ausfällt und Unterschiede daher als irrelevant interpretiert werden könnten.

Capital

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