Die PKV steht im Idealfall für optimale medizinische Versorgung, für ärztliche Therapiefreiheit, für herausragenden Service, attraktive Zusatzleistungen mit entsprechend hoher Zufriedenheit der Versicherten. Die privat Krankenversicherten profitieren zudem von lebenslang garantierten Leistungen, von den Segnungen des medizinischen Fortschritts, von Solidarität im Krankheitsfall sowie von Generationengerechtigkeit. Außerdem steht die private Versicherung für eine demografiefeste Finanzierung dank Kapitaldeckung. Aber für Resistenz gegen die Folgen einer anhaltenden Niedrigzinsphase - dafür steht die PKV leider nicht.

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PKV: Rücklagenbasiertes System als neuralgischer Punkt

Rund neun Millionen Menschen in Deutschland sind derzeit komplett privat versichert, daneben stehen etwa 23 Millionen Zusatzversicherte. Alles in allem also hat die Branche Verträge mit einen Kundenstamm von rund 32,4 Millionen Menschen. Ausgaben hat sie für Versicherungsleistungen pro Jahr rund 24 Millionen Euro. Für die im Alter steigenden Ausgaben für die Gesundheit verfolgt die Krankenversicherung ein System der verzinsten Rücklagenbildung. Aus den Beiträgen haben die Versicherer in der Kranken- und Pflegeversicherung inzwischen einen Betrag von circa 190 Milliarden Euro an Rücklagen aufgebaut. Mit jenen verzinsten Rücklagen will die Branche ihre jüngeren Beitragszahler entlasten.

Die private Krankenversicherung gründet sich darauf, für die höheren Krankheitskosten im Alter Rückstellungen zu bilden. Dieses Modell funktioniert allerdings nur so lang, wie die Versicherungsunternehmen das angesparte Geld risikoarm und gut verzinst anlegen können. Bekanntermaßen befinden wir uns in einer stabilen Niedringzinsphase, was die Aussichten weiter verdüstern wird. So bilanziert auch Verbandschef Laue betrübt: „Langsam gehen uns die Adressen für gute Anlagemöglichkeiten aus.“

Stabilität für Beiträge 2015

Wie erklärt sich dann die gegenwärtige relative Beitragsstabilität? Es ist so, die größten Preisanstiege gab es in den vergangen Jahren selbstverständlich im Bereich der so genannten Billigtarife. Mit billigen Einstiegstarifen sollten junge Leute angeregt werden, sich privat zu versichern. Doch - mit Vorsatz oder ohne - die Beiträge waren nicht realistisch kalkuliert und mussten in der Folge angehoben werden. Die Praxis der nachträglichen Beitragsanpassung hat sich inzwischen aber so gut wie erledigt. Dies liegt auch daran, dass sich die Branche der Versicherer auf Mindestleistungen verständigt hat, die die Billigtarife vom Markt spülten.

Außerdem steht die Ruhe an der Beitragsfront im Zusammenhang mit den seit 2012 gesetzlich verbindlichen Unisex-Tarifen. Kalkulierte man vorher die Beiträge für Männer und Frauen getrennt, werden beide Geschlechter nun einheitlich berechnet - auch wenn Lebenserwartung und Krankheitskosten bei Männern und Frauen nach wie vor voneinander abweichen. Bei einer realistischen Berechnung dieser Unisex-Tarife tat man sich zunächst schwer und setze die Kalkulationen entsprechend vorsichtig an. Im Jahr darauf zeigte sich, dass die Berechnungen geradezu übervorsichtig ausgefallen waren und dass einige Beiträge sogar gesenkt werden konnten.

Angenehme Gegenwart - Düstere Zukunft?

Zwar ist das gegenwärtig eine angenehme Erscheinung, aber dass sich die Beitragskosten auf diesem Niveau einpendeln, ist nicht zu erwarten. Denn die Ausgaben im Gesundheitswesen steigen jährlich weiter und das trifft insbesondere die privaten Krankenversicherungen. Schließlich bestehen im Unterschied zu allen gesetzlichen Krankenkassen für die privaten Assekuranzen schwerlich Möglichkeiten, ihre Kosten zu deckeln. Anders als die gesetzlichen Krankenkassen nämlich, die jeden Kostenblock mit Ärzten, Hospitälern und allen weiteren „Leistungsbringern“ im Segment Gesundheit und Vorsorge verhandeln und budgetieren können - haben die privaten Versicherer fast gar keinen Spielraum, was die Einflussmöglichkeiten auf Rechnungen betrifft. Zumeist müssen die Privaten alle Rechnungen in voller Höhe tragen.

Positiv: niedrige Preise für neue Medikamente

Positiv zu vermerken ist in diesem Zusammenhang aber die Preisgestaltung bei neuen Medikamenten. Denn die Preise, die die gesetzlichen Kassen mit den Pharmaunternehmen ausgehandelt haben, sind eins zu eins für die privaten Krankenversicherer geltend.

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Fazit: Am Ende der sehr einfachen Rechnung steht keine gute Nachricht. Bei weiterhin niedrigen Zinseinahmen müssen die Beiträge der Versicherten dies entsprechend ausgleichen - sie müssen in weiter Spanne zwangsläufig angehoben werden.

Frankfurter Rundschau, PKV.de

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