Unternehmen können ihre Vorstände und Organe mit einer sogenannten D&O-Versicherung gegen Schadensforderungen absichern. Diese Vermögensschadenhaftpflicht springt ein, wenn etwa eine Übernahme gescheitert ist, Manager der persönlichen Vorteilsnahme verdächtigt werden oder aus einem anderen Grund Spitzenkräfte vor Gericht landen. Auch Aufsichtsräte, die eine falsche Entscheidung abgenickt haben, sehen sich schnell mit der Justiz konfrontiert.

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Bankenskandale verteuern D&O-Versicherungen

Doch D&O-Versicherungen werden in Deutschland immer teurer, wie das österreichische Wirtschaftsportal format.at berichtet. Speziell in der Bankenbranche seien enorme Preissteigerungen keine Seltenheit, da die Geldhäuser auch immer höhere Schadenssummen absichern wollen. "Bei größeren deutschen Geldhäusern sind Deckungssummen von 200 bis 250 Millionen Euro heute keine Seltenheit mehr, vor der Finanzkrise waren es zum Teil lediglich 75 Millionen Euro", sagt Marcel Roeder vom weltgrößten Versicherungsmakler Aon dem Blatt.

Mit der höchsten Summe seien hierzulande Spitzenkräfte der Deutschen Bank AG abgesichert. Immerhin 500 Millionen Euro lässt sich der Branchenprimus seinen D&O-Schutz kosten, wie es aus Finanzkreisen heißt. Die Deutsche Bank ist gleich wegen mehrerer Skandale ins Visier der Fahnder geraten: Unter anderem aufgrund des Verdachts der Steuerhinterziehung, wegen der Pleite des Medienhauses Kirch sowie der Manipulation von Libor- und Euribor-Referenzzinssätzen.

Aufgrund derartiger Skandale explodieren die Preise für D&O-Versicherungen nahezu. "Bei den Banken sind die Preise seit der Finanzmarktkrise um 20 bis 40 Prozent gestiegen", sagt Roeder. "Am unteren Ende liegen risikoarme, regionale Institute wie die Sparkassen, am oberen Ende global tätige Investmentbanken." Da auch die Finanzkrise noch immer nicht aufgearbeitet sei, dürften die Preise für derartige Policen auf einem hohen Niveau verbleiben.

Anbieter ziehen sich vom Markt zurück

Wegen der hohen Schadensfälle haben sich viele deutsche Anbieter mittlerweile komplett aus dem Markt zurückgezogen, berichtet format.at. Zu den größten verbliebenen Gesellschaften zählen Zurich, AIG sowie die Allianz-Sparte AGCS. Doch ein einziger Versicherer allein kommt nicht für die Risiken auf. Große Geldhäuser schließen in der Regel einen Vertrag mit einem Anbieter, der dann andere Versicherungen im Rahmen eines Konsortiums an Risiken und Prämieneinnahmen beteiligt.

Häufig begleiten die D&O-Versicherer ihren Kunden schon vor einem Gerichtsprozess, um eine gemeinsame Abwehrstrategie zu erarbeiten. Zahlen müssen sie in der Regel nur bei Verurteilung des Mandanten. Wenn beide Streitparteien vor Gericht einen Vergleich vereinbart haben, springt auch oft die Versicherung ein.

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Doch nicht nur in der Finanzbranche ist eine Teuerung der Policen zu beobachten. Drohten Managern in Konzernen früher bestenfalls eine Entlassung, wenn ihnen Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte, so seien Millionenforderungen mittlerweile an der Tagesordnung, erklärt Versicherungsmakler Marsch aus Düsseldorf. Je höher aber die Schadenswerte liegen, desto mehr müssen Kunden auch für den Schutz zahlen.

format.at / APA / Reuters

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