Ferraris, Swimmingpools, Versicherungsverträge: Mit fragwürdigen Methoden setzte Mehmet Göker Millionen um – und ebenso schnell wieder in den Sand. Der selbsternannte „Sklave des Geldes“ verkaufte mit seinem Vertrieb MEG hunderttausende private Krankenversicherungen. Weil die Vermittlung im Rekordtempo erfolgte, die Beratung der Kunden aber zu wünschen übrig ließ, hatte die MEG zuletzt Stornoraten von 90 Prozent und einen Schuldenberg von 50 Millionen Euro angehäuft. Im Jahr 2009 wurde das Unternehmen zum symbolischen Preis von nur einem Euro verkauft.

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Göker will „alles erzählen, wie es gewesen ist“

Dass der Aufstieg und Fall des Mehmet Göker ausreichend Stoff für ein Buch bietet, dürfte außer Frage stehen. Nun hat der Sohn eines türkischen Schusters aus Kassel angekündigt, seine Autobiographie zu schreiben. Darin will er „alles so erzählen, wie es nun einmal gewesen ist“, erklärte der 35jährige dem Handelsblatt (Dienstag). Bei vielen Versicherungen könnte die Ankündigung für schlaflose Nächte sorgen. Zum Beispiel will Göker auch enthüllen, wie Vorstände um die höchsten Provisionen für MEG gebuhlt haben. „Ich musste nicht einmal die Hand aufhalten, die hätten mir das Geld über den Kopf geschüttet“, so Göker.

Wie gern die Versicherungen sich mit dem umstrittenen Finanzvertrieb eingelassen haben, bewies 2012 bereits der Dokumentarfilm „Versicherungsvertreter“ von Klaus Stern. In der ursprünglichen Fassung des Films war etwa ein peinlicher Auftritt von Frank Kettnaker enthalten, Vorstand der Alten Leipziger und der Halleschen.

Kettnaker erscheint bei einer Jubelveranstaltung des MEG auf der Bühne der Kasseler Stadthalle und sagt an die Adresse Gökers gerichtet: „...und vielen Dank für Ihren Erfolg, denn ihr Erfolg ist letztendlich ein Erfolg von uns allen, vielen Dank.“ Die Rede wurde später auch für ein Imagevideo des MEG verwendet. Das Landgericht Köln erließ auf Antrag Kettnakers eine einstweilige Verfügung, so dass die Szene aus Sterns Dokumentation herausgeschnitten werden musste. Bei Zuwiderhandlung hätte dem Regisseur eine sechsmonatige Gefängnisstrafe gedroht.

Internationaler Haftbefehl - Göker lebt in der Westtürkei

Potential für Enthüllungen ist also reichlich vorhanden. Doch Mehmet Göker will auch über das Leben vor Gründung des Finanzvertriebes erzählen. Wie das aussehen kann, ist bereits auf seiner privaten Facebook-Seite zu erahnen, wo der Unternehmer bereitwillig über sich Auskunft gibt. So erfährt man beispielsweise, dass er in den 80er Jahren auf dem Schulhof gerne „Cherry Cherry Lady“ von Modern Talking gesungen habe und Dieter Bohlen bewundert.

Auf seiner Facebook-Seite kündigte Göker im November an, dass die Biographie 2015 beim FinanzBuch Verlag München erscheinen wird. Sie sei „eine Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär - vom Siegen, Verlieren, Hinfallen und wieder Aufstehen!!!“ Als Co-Autor ist dort der Journalist Christian Schommers genannt, der zuvor bereits bei der Autobiographie "Das Leben ist kein Spiel" von Boris Becker mitwirkte.

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Zuletzt jedenfalls hatte Göker eher Ärger: Seit ein internationaler Haftbefehl gegen ihn vorliegt, lebt er in der Westtürkei. Kusadasi, Antalya und Istanbul heißen die neuen Standorte von MEG. Dort schart Göker wieder Jünger um sich, um neu loslegen zu können. Vielleicht vertreibt die Firma zukünftig keine Krankenversicherungen mehr, sondern Bücher.

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