Die Presse ist derzeit voll mit Werbe-Aufrufen an Verbraucher doch schnell noch eine kapitalisierende Lebensversicherung oder eine Rentenversicherung abzuschließen, bzw. mit solchen Aufrufen an Versicherungsvermittlern den Verbrauchern doch schnell noch eine Lebens- oder Rentenversicherung über zu bügeln.

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Sichern Sie sich noch den Garantiezins von 1,75 % ...

... heißt es da, und es wird so getan, als geht die Welt unter, wenn man dies nicht tut. Tatsache ist, dass man vor übereilten Abschlüssen einer kapitalisierenden Lebensversicherung oder einer Rentenversicherung nur eindringlich warnen kann.

Beachten Sie die Unterschiede

Fakt ist, dass Fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen mit der Thematik „Garantiezins-Sicherung“ erst einmal gar nichts zu tun haben, denn fondsgebundene Produkte kennen den Garantiezins, um den es hier geht, nicht. Reine Fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen sind Verträge, bei denen der Verbraucher das gesamte Kapitalanlagerisiko trägt. Im Grunde handelt es sich um Fondssparpläne, denen ein völlig überteuerter Versicherungs- und Kostenmantel übergestülpt wurde.

Klassische kapitalisierende Lebens- und Rentenversicherungen

dagegen beinhalten tatsächlich einen Garantiezins. Dieser lag einmal bei 4 %, derzeit nur noch bei 1,75 % und zum 01.01.2015 soll dieser Garantiezins auf 1,25 % sinken. Wegen der weiteren Senkung des Garantiezins und weil dringend Geschäft benötigt wird, trommeln nun LV-Versicherer, dass man doch schnell noch Verträge abschließen solle. Die Werbebotschaften dazu sind zumindest irreführend. Leider beteiligen sich sogar einige Maklerpools an der Verdrehung von feststehenden Tatsachen unter Weglassen oder Vergessen von ebenso feststehenden Gegebenheiten.

Werbung, Wahrheit und Fakten – eine kleine Aufzählung

  • Wahr ist, dass es früher eine Garantieverzinsung von 4 % im Bereich der klassischen, kapitalisierenden Lebensversicherungen und Rentenversicherungen gab. Tatsache ist aber, dass dieser Garantiezins nur auf den Sparanteil des Gesamtvertrages gezahlt wurde und dadurch die Rendite auf den Gesamtbeitrag auf unter 1,5 % sinken kann.
  • Laut Medienberichten werden ca. 70 % aller kapitalisierenden Lebensversicherungen bzw. Rentenversicherungen vor Ablauf gekündigt bzw. beitragsfrei gestellt. Im Falle der Kündigung unterliegen die nach 31.12.2004 abgeschlossenen Verträge der vollen Abgeltungsteuer.
  • Wahr ist, dass bei vorzeitiger Kündigung der Verbraucher zumeist sehr viel Geld verliert, da die meisten Verträge gezillmert sind, also die Kosten des Vertrages auf den Anfang der Laufzeit gelegt werden, damit die Versicherer und Vermittler auf jeden Fall Geld verdienen, also auch dann, wenn der Verbraucher vorzeitig kündigt. Ich nenne das „legalen Betrug“ und das darf Jedermann laut einem Urteil des LG Hamburg auch tatsächlich tun. Glauben Sie nicht? Ist aber so.
  • Es wird argumentiert, dass klassische, kapitalisierende Lebensversicherungen bzw. Rentenversicherungen trotz geringer Garantiezinsen wegen der gleichzeitig niedrigen Inflationsrate einen positiven Realzins erwirtschaften. Dies ist nur mit Hinblick auf den tatsächlichen Sparbeitrag richtig, nicht aber mit Blick auf den Gesamtbeitrag. Die falsche Argumentation lautet z. B. so, dass eine Garantie von 1,75 Prozent mit Prognosen von rund drei Prozent nach Abzug der Inflation (aktuell ca. 1 %) eine positive Rendite von 2 % erwirtschaftet. Richtig ist jedoch, dass bei 1,75 % Zinsen auf Sparbeitrag der Zins auf den Gesamtbeitrag bei „Null“ oder gar im Minusbereich landen kann – zuzüglich Verlusts durch Inflation. Das ist schlichtweg reale Geldvernichtung.

Garantiezins

Warum sich kapitalisierende Lebensversicherungen und Rentenversicherungen mit dem Begriff „Garantiezins“ schmücken dürfen erschließt sich mir seit Jahren nicht. Wenn Sie mehr zum Thema „kapitalisierende Lebensversicherung bezahlen, aber ggf. nichts erhalten“ wissen wollen, dann schauen Sie mal hier.

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Tipps – noch eine kleine Aufzählung

  • Versicherungsmakler sind Sachwalter und Interessenvertreter ihrer Mandanten (Kunden). Aber leider ist nicht überall wo Versicherungsmakler drauf steht auch ein wirklicher Sachwalter und Interessenvertreter des Verbrauchers enthalten. Dies trifft insbesondere für solche Versicherungsmakler zu, die von sogenannten Maklerpools im Interesse der Versicherer verblendet werden. Nähere Informationen dazu finden Sie hier.
  • Trennen Sie Versicherung und Geldanlage
  • Es gibt überaus wichtige Lebensversicherungen, die sollten aber ohne Sparanteil abgeschlossen werden. So z. B. die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Risikolebensversicherung.
  • Reale Renditen sind derzeit nur mit einem Mehr an Risiko zu erreichen. Geeignet sind z. B. offene Investmentfonds.
  • Sicherheitsorientierte Sparer die das Risiko scheuen sollten nicht etwa auf Tagesgeld ausweichen, sondern z. B. auf ausgewählte Geldmarktfonds. Diese sind wenigstens sogenanntes Sondervermögen und wären damit den Plänen des IWF entzogen.
  • Meiden Sie den grauen Kapitalmarkt wie der Teufel das Weihwasser. Die jüngsten Pleiten von Infinus, S&K, Wölbern Invest und Prokon sollten Warnung genug sein. Wer mehr wissen will, der sollte hier schauen und hier oder auch hier.
  • Staatliche Förderung zu kapitalisierenden Lebensversicherungen und Rentenversicherungen wie z. B. Riester, Rürup oder bAV sind kein Garant für ein gutes Produkt. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie z. B. hier.
  • Es gibt aber tatsächlich auch gute staatlich geförderte Produkte. Einen Artikel dazu finden Sie z. B. hier.

Fazit

Es gibt keinen Grund für den voreiligen und überstürzten Abschluss einer kapitalisierenden Lebensversicherung oder Rentenversicherung. Die derzeitige Werbung dazu ist Augenwischerei zum Nutzen der Versicherer und zum Schaden der Verbraucher. Der Markt hält für Verbraucher genügend Produkte bereit, die entweder eine zumindest gleichwertige Sicherheit wie kapitalisierende Lebensversicherung oder Rentenversicherung oder gar eine höhere Renditeaussicht bieten …

... meint Ihr Freddy Morgengrauen

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