Gerüchte gab es schon länger, dass sich der britische Direktversicherer Direct Line von seiner deutschen Tochter trennen will. Nun ist es plötzlich passiert. Der spanische Versicherer MAPFRE S.A. hat die auf Kfz-Versicherungen spezialisierte Direct Line Deutschland sowie deren italienische Schwester aufgekauft, wie das Unternehmen aus Madrid in einer Pressemitteilung bekannt gab. Der Kaufpreis für beide habe 550 Millionen Euro betragen.

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Mit dem Kauf der Direct Line verfolgt der spanische Versicherer das Ziel, sich stärker auf dem deutschen Markt zu etablieren. Antonio Huertas, Präsident von MAPFRE, sagte laut Pressetext: „Die erworbenen Aktivvermögen in Italien und Deutschland stellen eine absolut strategische Investition für MAPFRE dar, denn sie stärken zwei fundamentale Linien unseres globalen Wachstumsplans: Sie erlauben es uns, unsere Präsenz in Europa auszuweiten, und darüber hinaus passen sie zu unserer entschiedenen Ausrichtung hin zum digitalen Geschäft.“

MAPFRE ist ein globaler Versicherungsgigant

In Deutschland ist die MAPFRE noch weitestgehend unbekannt, doch auf dem europäischen Versicherungsmarkt gehört sie zu den größten Playern. Mit Beitragseinnahmen von 21,6 Milliarden Euro im Jahr 2012 sowie einem Wachstum von 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zählt sie zu den Top Ten der europäischen Versicherungsunternehmen. MAPFRE beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit circa 36.000 Mitarbeiter und hat über 23 Millionen Kunden. Der Konzern ist in 47 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv.

Der Kauf von Direct Line Deutschland, immerhin der drittgrößte Auto-Direktversicherer mit über 600.000 Kunden, könnte dem spanischen Riesen nun helfen, auch hierzulande Fuß zu fassen. Bisher war MAPFRE in Deutschland vor allem im Industrieversicherungs-Geschäft etabliert. Der Abschluss des Deals bedarf jedoch noch der Zustimmung der Aufsichtsbehörden.

Direct Line enttäuschte trotz Wachstum in Deutschland

Auch für die Direct Line Deutschland könnte der Eigentümerwechsel eine neue Chance bedeuten. In Deutschland ist das Unternehmen seit 2002 aktiv, doch ein ähnlicher Erfolg wie dem Mutterkonzern in Großbritannien wollte hierzulande nie gelingen. Zählt die Direct Line Group auf der Insel mit Prämieneinnahmen von umgerechnet 4,8 Milliarden Euro zu den größten Direktversicherern, standen in Deutschland „nur“ Prämieneinnahmen von 217 Millionen Euro pro Jahr zu Buche.

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Zwar wuchs das Unternehmen aus dem brandenburgischen Teltow schnell. Aufgrund einer aggressiven Preispolitik war es jedoch versicherungstechnisch lange in den roten Zahlen und konnte nur durch Zuschüsse der englischen Mutter überleben. Auf der Habenseite kann der Direktversicherer eine gute Vernetzung mit anderen Unternehmen vorweisen: unter anderem kooperiert die Direct Line mit Automarken wie Honda und mehreren Finanzinstituten. Laut Brancheninsidern waren bis zuletzt auch die Allianz und Talanx an einem Kauf interessiert.

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