Die Kooperation zwischen dem gemeinnützigen Verein Bund der Steuerzahler e.V. und der Ergo Versicherung sorgt aktuell für Kritik. Laut einem Bericht des Manager Magazins sei eine strikte Trennung zwischen der Anwerbung von Vereinsmitgliedern und dem Versicherungsverkauf nicht immer gegeben gewesen. Demnach bestehe der Verdacht, dass der Bund der Steuerzahler seinen Neumitgliedern Versicherungsvertreter der Ergo ins Haus schickt – ohne zuvor deren Zustimmung eingeholt zu haben, wie es der Gesetzgeber verlangt.

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Enge Zusammenarbeit zwischen Ergo und Steuerzahler-Bund

Es ist kein Geheimnis, dass die Ergo Versicherung eng mit dem Bund der Steuerzahler zusammenarbeitet. Die Ergo beschäftigt immerhin 180 Mitarbeiter für die Mitgliederwerbung im Auftrag des Steuerzahlerbundes. Im Gegenzug bekommt der Versicherer Geld von dem gemeinnützigen Verein, der derzeit circa 250.000 Mitglieder hat.

Warum betreibt die Ergo so viel Aufwand, um für einen gemeinnützigen Verein Mitglieder anzuwerben? Das Zahlungen allein könnten dies nicht erklären, denn der Mitgliedsbeitrag für Berufstätige betrage nur rund 72 Euro im Jahr, mutmaßt das Manager Magazin. Und so liegt der Verdacht nahe, dass der Versicherer auf Kontakte zu potentiellen neuen Kunden aus ist. Das wäre im Fall des Steuerzahler-Bundes ein zahlungskräftiges Klientel, sind doch mehrheitlich mittelständische Unternehmer darin organisiert.

Ein Beratungsgespräch zu Versicherungsfragen ist auch völlig ok, sofern der Kunde einwilligt. Die BdST-Beauftragten dürften „im Anschluss an die Mitgliederwerbung einen Beratungstermin in Versicherungs- und Versorgungsfragen anbieten. Dafür muss die ausdrückliche Zustimmung des Kunden vorliegen“, erklärt BdST-Präsident Reiner Holznagel. Dies bedeutet: Mitgliedergewinnung und Versicherungsvermittlung müssen klar getrennt sein. Sonst wird das Recht des Verbrauchers auf informationelle Selbstbestimmung verletzt.

Doch das Manager Magazin berichtet von mindestens einem Fall, bei dem diese Trennung eben nicht gegeben war. So habe der Steuerzahlerbund mit einem Unternehmer telefonisch ein Gespräch über Sinn und Unsinn des deutschen Steuersystems vereinbart, bei dem auch die Arbeit des Vereins vorgestellt werden sollte. Doch statt einem BdST-Mitarbeiter wurde eine Versicherungsvermittlerin der Ergo vorstellig, die mit dem Unternehmer über seine Haftpflicht- und Rentenversicherung sprechen wollte. Der Unternehmer fühlte sich getäuscht und bat die Ergo-Angestellte zur Tür. Diese habe durchaus Verständnis dafür gezeigt.

Ein Einzelfall?

Ein Ergo-Sprecher ordnet die missglückte Beratung als Einzelfall ein. "Die von Ihnen geschilderte Vorgehensweise entspricht nicht dem vereinbarten und geschulten Vorgehen. Unsere Beauftragten haben sich grundsätzlich als Mitarbeiter der Ergo Beratung und Vertrieb AG vorzustellen“, argumentierte der Sprecher gegenüber dem Manager Magazin. Auch der Gesprächsleitfaden des Versicherers für BdST-Beauftragte erlaube ein derartiges Vorgehen nicht.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass die enge Kooperation für Schlagzeilen sorgt. 2011 berichtete der frühere niedersächsische Landtagsabgeordnete und Finanzminister Heinrich Aller (SPD) in einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung von folgendem Sachverhalt (Drucksache 16/3055):

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In Stellenanzeigen niedersächsischer Tageszeitungen und Stellenangeboten im Internet werbe der Bund der Steuerzahler mit dem Angebot, Verbandsbeauftragte/r zu werden. Bewerbungen seien an die Regionalbeauftragte des Bundes der Steuerzahler in Hannover zu richten. Sowohl die angegebene Postadresse als auch die Telefonnummer seien aber der ERGO-Versicherungsgruppe zuzuordnen. Wer aktives Mitglied im Steuerzahlerbund werden wolle, lande folglich bei der Versicherung.

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