Viele Hausbesitzer in der Hochwasserzone Zürs 4 finden keine Elementarversicherung, weil die Versicherer den Schutz schon bei der Antragstellung verweigern. Das könnte sich nun ändern. Zukünftig will die Ergo auch Wohnhäuser in hochwassergefährdeten Gebieten versichern, berichtet die Süddeutsche Zeitung (Donnerstag).

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Neuer Hochwasser-Schutz der Ergo ist teuer

Billig ist die neue Hochrisiko-Police der Ergo freilich nicht. Pro Jahr werden laut Süddeutsche 1.000 Euro Prämie für 300.000 Euro Versicherungssumme fällig – und das allein für die Naturgefahrendeckung. Zusätzlich muss im Schadensfall ein Selbstbehalt von 10.000 Euro gezahlt werden. Dies bedeutet, dass bei kleineren Schäden die Versicherung nie einspringen muss.

Ein weiteres Problem: die Naturgefahrendeckung ist nur in Kombination mit einer „normalen“ Wohngebäudeversicherung abschließbar, so dass für das Gesamtpaket im obigen Beispiel mindestens 1.300-1.400 Euro Jahesprämie gezahlt werden müssen. Dennoch scheint es eine gewisse Nachfrage für den Schutz zu geben. „Das neue Angebot kommt in den Einführungsveranstaltungen für unsere Vertriebe sehr gut an“, berichtet Torsten Oletzky der Süddeutschen.

Ergo will Pflichtversicherung für Hochwasserschäden zuvorkommen

Mit ihrem Angebot wolle die Ergo eine Pflichtversicherung für Hochwasserschäden abwenden, schreibt das Münchener Blatt. Nach der Hochwasserkatastrophe 2013 hatte unter anderem Thüringens Justizminister Holger Poppenhäger (SPD) eine Pflichtversicherung für Hausbesitzer gefordert. Die Anbieter argumentieren, dass eine solche Police Fehlanreize setzen würde, da sie präventive Maßnahmen gegen Überschwemmungen verhindere. Am Besten sei, wenn in Hochwassergebieten erst gar keine Häuser gebaut werden.

Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) könnte die Pläne der Ergo als Affront verstehen. Der Verband betont stets, in Deutschland seien 99 Prozent aller Gebäude problemlos versicherbar. Nach einer Einzelfallprüfung erhalte sogar die Hälfte der verbliebenen 1 Prozent problemlos einen Hochwasserschutz, so der GDV. Wenn dem tatsächlich so wäre, existiere gar keine Geschäftsbasis für die neue Ergo-Police, kommentiert die Süddeutsche Zeitung.

Stichprobe zeigt: In Risikogebieten ist Schutz schwer zu finden

Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Sachsen aus dem Jahr 2010 verstärkt den Verdacht, dass vielen Hausbesitzer trotz der Beteuerungen ein Schutz verwehrt wird. Für viele Adressen in der Überschwemmungszone Zürs 4 sei es unmöglich, eine Police zu finden, berichtet die Verbraucherorganisation.

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Selbst für die weniger gefährdete Zone 3 hätten einige Versicherer keine Absicherung geboten - oder diese nur gegen extrem hohe Eigenbeteiligungen. Nach dem Hochwasser 2013 haben zudem zahlreiche Versicherer ihren Kunden Änderungskündigungen in den betroffenen Gebieten aufgezwungen. Sie müssen nun teils deutlich höhere Prämien zahlen. Auch die Ergo setzte bei tausenden Versicherungsnehmern Preiserhöhungen durch.

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