Mit Forderungen im Volumen von rund fünf Milliarden Euro gehen Deutschlands niedergelassenen Ärzte am Mittwoch in die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen. Dies berichtet das Handelsblatt mit Berufung auf die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Anlass ist ein Gutachten des Ärzteverbandes, wonach der GKV-Anteil an den Einnahmen der Arztpraxen nur noch 69 Prozent betrage – so wenig wie noch nie.

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Jeder dritte Euro Überschuss wird mit Privatpatienten erwirtschaftet

Nach Berechnungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sind die Gesamteinnahmen der 150.000 Kassenärzte zwischen 2007 und 2011 um 17 Prozent gestiegen. Die Einnahmen aus Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung hätten im selben Zeitraum „nur“ um 13 Prozent zugelegt: zu wenig aus Sicht der Ärzte.

Die Behauptung, dass Ärzte schon jetzt sehr viel verdienen, weist die Interessenvereinigung der Kassenärzte hingegen zurück. Zwar würde der GKV-Spitzenverband argumentieren, dass jeder Vertragsarzt im Schnitt 166.000 Euro Jahresüberschuss erzielt (2011). Damit liege das Einkommen etwa auf dem Niveau von Krankenhaus-Oberärzten.

Jeder dritte Euro Überschuss werde aber mit der Behandlung von Privatpatienten erwirtschaftet, die nur rund 10 Prozent der gesamten Krankenversicherten stellen, klagen die Kassenärzte. Zudem würden pro Jahr rund 2,3 Milliarden Euro verloren gehen, weil die Mediziner ihr gesetzlich gedeckeltes Budget überschritten haben.

Reduzierung der Wartezeiten für Kassenpatienten?

Ebenfalls auf Unverständnis stieß bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Forderung, dass Fachärzte die Wartezeit für gesetzlich Versicherte verringern sollen. Die Wartezeit kann z.B. für einen Hautarzttermin oder medizinische Untersuchungen wie MRT mehrere Monate betragen, wie Versicherungsbote anhand eigener Stichproben feststellte.

"Ärzte sollen also mehr Leistungen noch schneller erbringen", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen im Vorfeld der Honorarverhandlungen. Die Politik müsse dann auch ein Ende der Budgetierung fordern, so Gassen am Montag laut Ärzteblatt. Da sie das nicht tue, ergebe sich ein nicht aufzulösender Widerspruch.

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Die Kassenseite reagierte prompt: "Es wäre erfreulich, wenn die Ärzteverbände das gleiche Engagement bei der Verringerung der Wartezeiten für die Patienten aufbringen würden, wie bei dem Bemühen, ihre eigenen Honorare weiter zu erhöhen", kritisierte Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes. Die Honorarforderungen der Ärzte wies Lanz zurück. Die Bezüge seien zwischen 2007 und 2011 um 13 Prozent gestiegen – davon könnten andere freie Berufe nur träumen.

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