In letzter Zeit ist es um die neue Gesundheitskarte (eGK) eher ruhig geworden. Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für die notwendigen Datenautobahnen jedoch unvermindert weiter. Arno Elmer, Geschäftsführer der Gematik und zuständig für die Funktionsfähigkeit der elektronischen Gesundheitskarte, teilt der Nachrichtenagentur dpa in Berlin mit, dass derzeit die notwendige Infrastruktur aufgebaut werde. Die in Planung befindlichen Anwendungen sowie die qualifizierte elektronische Signatur der eGK bieten laut Elmer Ärzten und Patienten zukünftig eine Reihe interessanter Möglichkeiten. Der zeitaufwendige Schriftverkehr durch die Ärzte würde entfallen. Mit der elektronischen Unterschrift lassen sich die Briefe dann auch elektronisch erstellen und versenden. Bei älteren Patienten oder solchen mit Mehrfacherkrankungen ließen sich mit der eGK beispielsweise Arzneimitteltherapien besser abstimmen.

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Studie belegt massive Vorbehalte der Ärzteschaft

Die Universität Augsburg legte vor kurzem eine Studie vor, in der die Ärzteschaft massive Vorbehalte gegenüber der eGK äußert. Ursache sei zum einen das Gefühl, dass die Bundesregierung wegen der Einführung der Karte Druck auf die Ärzte ausübe. Eine weitere Ursache sei das Misstrauen der Ärzte hinsichtlich der Sicherheit der gespeicherten Daten.

Der Geschäftsführer des Verbands der IT-Anbieter im Gesundheitswesen (bvitg), Ekkehard Mittelstaedt, sagt dazu: „Behandlungsprozesse werden mittels intelligenter IT-Lösungen in und zwischen den Sektoren optimiert, auf höchstem Sicherheitsniveau und für eine optimale, am Patientenwohl orientierte Versorgung“.

Unterschiedliche Sichtweisen der Verbände

Doch die Einführung aller geplanten Funktionen verzögert sich weiter. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Krankenkassen-Spitzenverband beschuldigen sich gegenseitig, die weitere Umsetzung zu behindern. So sagt der Krankenkassen-Spitzenverband, die Ärzteschaft würde den weiteren Ausbau der Leistungen der eGK hemmen.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung nennt Gründe für die Vorbehalte der Ärzte. Nach ihrer Ansicht wurden bei der eGK die Aspekte Sicherheit und Wartung nicht genügend berücksichtigt. Der Vorsitzende der KBV, Andreas Gassen, sagt der dpa, es sei ein mögliches Szenario sei „dass die Karte immer wieder ausgetauscht werden muss.“ Dafür rechne er mit einem unerwarteten Mehraufwand. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) plant jetzt, die weitere Umsetzung des Milliardenprojektes durch ein Gesetz voranzutreiben.

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Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) geht auf einen Beschluss der Bundesregierung zurück. Sie ersetzt seit 01. Januar 2014 die bisherige Gesundheitskarte und ist seither bei jedem Arztbesuch vorzulegen. Gegenwärtig sind 6 bis 8 Prozent der gesetzlich Versicherten noch im Besitz der alten Gesundheitskarte. Zwar soll die Abrechnung von Leistungen ab 30. September darüber nicht mehr möglich sein. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Krankenkassen-Spitzenverband denken jedoch bereits über eine weitere Übergangslösung nach.

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