Den Lebensstandard zu Gunsten der Altersvorsorge aber einzuschränken, dazu ist die Mehrheit nicht bereit. Bei großen Teilen der Bevölkerung droht sogar eine Altersarmut und ein künftiger Generationen-Konflikt beim Streit um die Höhe der staatlichen Rente scheint sehr wahrscheinlich. Gemeinsam mit einem Team um Prof. Dr. Jens Kleine vom Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule hat die Sparda-Bank Hamburg den „Altersvorsorge-Report: Deutschland 2014“ veröffentlicht. Dabei handelt es sich um die dritte umfassende Untersuchung für den deutschen Altersvorsorgemarkt.

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Es gilt die Vorsorgelücke zu schließen. Doch genau das stellt die Deutschen vor eine große Herausforderung. Zum einen haben die Bürger nicht die finanziellen Möglichkeiten, zum anderen wollen sie ihren Lebensstandard nicht zu Gunsten der Altersvorsorge einschränken. Etwa 75 Prozent der Bürger fehlt schlichtweg das Geld zur Finanzierung der Vorsorgelücke, vorwiegend in der Berufsgruppe der Arbeiter.

Finanziell besser situierte Personen legen hingegen im Schnitt etwa 325 Euro im Monat zusätzlich für die Altersvorsorge zurück. Heinz Wings, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg, sagt dazu: "Das soziale Ungleichgewicht wird sich im Alter weiter verschärfen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wird im Alter gut leben können, wohingegen ein wesentlich größerer Teil mit Einschränkungen oder gar Altersarmut zu kämpfen haben wird."

Den meisten Bürgern sind ihre konkreten Rentenansprüche unbekannt

Etwa 73 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass im Alter ihre Rentenansprüche nicht ausreichen werden – die tatsächliche Höhe kennt aber weniger als die Hälfte. Jeder Zweite hat Angst davor, im Halter am Existenzminimum leben zu müssen, gerade bei jungen Menschen ist diese Angst sehr verbreitet. "Dass die jungen Menschen die Bedeutung der Altersvorsorge erkannt haben, ist ein äußerst positives Zeichen. Sie haben jedenfalls vom Alter her noch Möglichkeiten, um ausreichend vorzusorgen", betont Wings.

Das aktuelle deutsche Sparverhalten ist für die Altersvorsorge unzureichend, was zu einer immensen Vorsorgelücke führen wird. Etwa 96.000 Euro wollen die Deutschen bis zum Renteneintritt im Schnitt angespart haben. Diese Rechnung geht aber nicht auf, da durchschnittlich über einen Zeitraum von 21 Jahren nur 179 Euro monatlich zurückgelegt werden. Mit einer sehr optimistisch gerechneten Rendite von knapp 4 Prozent ergibt sich daraus ein Ansparbetrag von nur 69.000 Euro. Das Resultat ist eine Vorsorgelücke von mehr als 27.000 Euro pro Bürger, die die Bevölkerung vor eine große Herausforderung stellen wird. Sie wird im Alter zu erheblichen Einschränkungen führen.

Selbstständige Handwerker legen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen weniger zurück. So kommen diese im Schnitt nur auf 135 Euro im Monat, wohingegen Freiberuflich etwa 400 Euro monatlich für die private Altersvorsorge zurücklegen. Wings ergänzt hierzu: "Ein hoher Sparbeitrag für die Altersvorsorge ist insbesondere für die Berufsgruppe der Freiberufler von immenser Bedeutung, da sich diese wegen der nicht vorhandenen Rentenversicherungspflicht nicht auf die staatliche Rente verlassen können."

Die Angst der Altersarmut ist bei Familien mit Kindern deutlich geringer. Sie sorgen für das Alter deutlich besser vor als Kinderlose. Tun sie dies nicht, fühlen sie sich für ihren Lebensabend „kinderreich“ und darüber abgesichert.

bAV und Immobilien als Altersvorsorge besonders beliebt

Die betriebliche Altersvorsorge und Immobilienbesitz werden unter den verschiedenen Altersvorsorgeprodukten als beste Anlagemöglichkeit gesehen. Als sichere Grundlage zur ausreichenden Altersabsicherung können aber auch diese Vorsorgeprodukte nicht dienen. Altersvorsorgeverträge werden mit einer beunruhigend hohen Quote von rund 17 Prozent ausgesetzt oder vorzeitig aufgelöst. Im Hinblick auf den demografischen Wandel und die Versorgungslücke des staatlichen Rentensystems wird sich diese Situation im Alter, gerade bei Geringverdienern, zuspitzen.

Man lebt nur einmal – das scheint das Motto vieler Deutscher zu sein. Knapp 73 Prozent wollen ihren Lebensstandard nicht zu Gunsten der Altersvorsorge einschränken. Ein positives Zeichen ist aber, dass sich knapp die Hälfte vorstellen kann, künftige Lohnerhöhungen in die Altersvorsorge zu investieren.

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Die Ergebnisse des „Altersvorsorge-Report: Deutschland 2014“ in der kurzen Zusammenfassung:

  • 75 Prozent der Deutschen fehlen die Mittel zur Altersvorsorge
  • Annähernd die Hälfte der Bürger kennt ihre gesetzlichen Rentenansprüche nicht
  • Versorgungs-Lücke pro Bürger größer als 27.000 EUR
  • Nur etwa jeder vierte Deutsche hält seine Rentenansprüche für ausreichend
  • Thema Altersvorsorge ignoriert derzeit etwa jeder vierte Bürger
  • finanzielle Spielräume zur privaten Altersvorsorge haben weiter abgenommen
  • Mehrzahl der Deutschen nicht bereit, aktuellen Lebensstandard zu Gunsten der Altersvorsorge einzuschränken
  • Junge Menschen haben Angst, im Alter vom Existenzminimum leben zu müssen
  • Familien mit Kindern sorgen für das Alter deutlich besser vor als Kinderlose
Sparda Bank

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