Es sind erschreckende Zahlen, die eine Gruppe renommierter amerikanischer Gesundheitsexperten um Professor William H. Wiist von der Northern Arizona University präsentiert. 85 bis 90 Prozent aller Menschen, die in bewaffneten Konflikten seit 1945 ihr Leben verloren haben, seien demnach Zivilisten.

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„Der Anteil von toten Zivilisten und die Methoden für ihre Erfassung werden kontrovers diskutiert. Aber zivile Kriegsopfer machen 85 bis 90 Prozent aller kriegsbedingten Todesfälle aus. In relativen Zahlen bedeutet dies: auf einen getöteten Soldaten kommen zehn getötete Zivilisten“, schreiben die Forscher in dem Aufsatz „The Role of Public Health in the Prevention of War: Rationale and Competencies“, der in der Juniausgabe des American Journal of Public Health erscheinen wird. Zwischen 1945 und 2001 habe es weltweit 248 bewaffnete Konflikte in 153 Ländern gegeben – darunter 201 mit amerikanischer Beteiligung.

Zudem verweisen die Wissenschaftler auf die Schwierigkeit, zivile Kriegsopfer statistisch zu erfassen. Dies gelte auch für aktuelle Konflikte. „Die Todeszahlen des Irakkrieges sind umstritten, insbesondere, was die Zahl der Zivilopfer angeht. Die Schätzungen reichen von 124.000 über 655.000 bis hin zu mehr als einer Million. Neueste Schätzungen gehen von etwa einer halben Million Todesopfern aus“, heißt es in dem Text (Auszüge hier).

Kriegsprävention zu wenig im Fokus

In ihrem Aufsatz fordern die Wissenschaftler mehr zivile Anstrengungen zur Kriegsprävention und entwickeln hierfür Kriterien. Denn auch die finanziellen Folgen von Kriegen seien immens – nicht zuletzt für die amerikanische Zivilgesellschaft.

„Die Vereinigten Staaten sind verantwortlich für 41 Prozent aller weltweiten Rüstungsausgaben. Auf den weiteren Plätzen folgen China (8,2 Prozent), Russland (4,1 Prozent) sowie Großbritannien und Frankreich, beide mit jeweils 3,6 Prozent“, schreiben die Wissenschaftler. Nach Berechnungen des Stockholm International Peace Institute (SIPRI) betrugen die US-amerikanischen Militärausgaben in 2013 rund 640,2 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Russland gab mit 87,8 Milliarden Dollar deutlich weniger Geld für die Rüstung aus (vgl. Grafik).

Auch andere Zahlen sind beeindruckend. Laut einem Bericht des Pentagon aus dem Jahr 2012 betreibt die US-Armee weltweit 550.000 Militäreinrichtungen in mehr als 5.000 Militärbasen, die sich auf über 100 Länder verteilen. Mit zusammengerechnet rund 11,3 Millionen Hektar erstrecken sich die Einrichtungen über eine Fläche so groß wie Griechenland. Damit würden gesellschaftliche Ressourcen durch das Militär verschlungen, die anderswo besser einzusetzen wären, klagen die Experten: unter anderem sei das Verteidigungsministerium größter öffentlicher Geldgeber für Forschung und Entwicklung.

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17.300 funktionsfähige Atomwaffen

Dass mit der weltweiten Aufrüstung auch ein immenses Sicherheitsrisiko einher geht, daran lassen die Wissenschaftler keinen Zweifel. Derzeit würden weltweit rund 17.300 einsatzfähige Atomwaffen existieren, die sich auf neun Nationen verteilen. Jeweils über 4.300 dieser Waffen entfallen auf die USA und Russland und könnten innerhalb von 45 Minuten ihr Ziel erreichen. Ein "versehentliches" Abfeuern dieser Waffen sei nicht auszuschließen.

American Journal of Public Health

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