Welche Bundesländer haben die höchste Vergütung für eine vollstationäre Dauerpflege in Pflegeheimen und welche die niedrigste? Das hat Versicherungsbote anhand von Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes ermittelt. Berechnet wurde die durchschnittliche Vergütung für die Pflegestufe 3: also wenn die Person rund um die Uhr betreut werden muss.

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Die Auswertung zeigt regional deutliche Unterschiede. Am höchsten ist die Vergütung demnach in Baden-Württemberg: pro Person und Tag werden für die Pflege hier 82,79 Euro in Rechnung gestellt. Am niedrigsten ist die Vergütung in Sachsen-Anhalt, wo für dieselbe Pflegeleistung lediglich 59,49 Euro berechnet werden. Eine satte Differenz von 23,30 Euro oder knapp 28 Prozent! (Angaben für das Jahr 2011, vgl. Tabelle).

Teils deutlich höhere Pflegevergütung in alten Bundesländern

In der Tendenz lässt sich feststellen, dass für die Pflege in den alten Bundesländern mehr gezahlt werden muss als in den neuen. Neben Sachsen-Anhalt warten Thüringen (59,49 Euro), Sachsen (63,11 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (65,23 Euro) mit den niedrigsten Vergütungssätzen auf. Relativ hoch ist die Vergütung hingegen in Nordrhein-Westfalen (82,24 Euro), Saarland (81,81 Euro), Hamburg (81,39 Euro) und Berlin (80,43 Euro).

Tabelle: Durchschnittliche Vergütung für vollstationäre Dauerpflege in Pflegeheimen, pro Person und Tag in Euro. Infor­mations­system der Gesund­heits­bericht­erstat­tung des Bundes

Warum aber differenziert die Vergütung in Pflegestufe 3 zwischen den einzelnen Bundesländern so stark? Die Kosten für die Heimpflege setzen sich zusammen aus dem Pflegesatz der jeweiligen Pflegekasse und dem Entgelt für Unterbringung und Verpflegung. Speziell bei den Löhnen von Pflegekräften gibt es hier noch deutliche Unterschiede zwischen Ost und West.

„Während in Westdeutschland Beschäftigte in Pflegeberufen durchschnittlich 2.464 Euro erhalten, bekommen sie in Ostdeutschland 2.016 Euro“, berichtet die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in ihrem „Lohnspiegel Pflegeberufe“ von 2012. Das bedeutet: in den neuen Ländern verdienen Pfleger rund 18 Prozent weniger. Auch die Arzthonorare sind in den alten Bundesländern teils höher, ebenso wie die Heimkosten.

Pflegenotstand in den neuen Bundesländern

Während die Pflege-Vergütung in den neuen Bundesländern vergleichsweise günstig ist, gibt es eine Kehrseite der Medaille. Die Bevölkerung in Ostdeutschland altert besonders schnell – die Abwanderung junger Menschen und niedrige Geburtenraten fordern hier ihren Tribut. Bereits im Jahr 2030 werde jeder dritte Ostdeutsche älter als 65 Jahre sein, prognostiziert das Statistische Bundesamt (Destatis). Folglich gibt es auch einen großen Bedarf an Pflegekräften.

Die Fachkräfte aber sind immer weniger bereit, für einen Knochenjob eine relativ schlecht bezahlte Stelle anzunehmen. Im Erhebungszeitraum (März 2012) kamen nach Angaben der Agentur für Arbeit in Sachsen-Anhalt und Thüringen nur 120 qualifizierte Helfer auf 300 Stellen. Vielerorts sind die Pfleger überarbeitet und müssen Überstunden machen, wie die Träger klagen.

Doch auch in den anderen Teilen der Republik werden die Pfleger knapp: Das Statistische Bundesamt prognostiziert bis zum Jahr 2025 einen Mangel an mehr als 150.000 Pflegekräften. Deshalb fordert Gernot Kiefer, Vorstand des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die Pflegearbeit müsse attraktiver werden. Notwendig seien eine bessere Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und Aufstiegschancen.

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Hintergrundinformationen: Die Vergütung für die Heimpflege setzt sich zusammen aus dem Pflegesatz der jeweiligen Pflegekasse und dem Entgelt für Unterbringung und Verpflegung. Angaben der durchschnittlichen Vergütung pro Person und Tag in Euro. Erst ab dem Jahr 2009 wird die Vergütung in vollen Cent erfasst, in früheren Berichtsjahren wurden gerundete Beträge ausgewiesen. Alle Daten nach Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (gbe-bund.de).

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